Der westlichste Punkt Europas - das war heute mein Ziel und ich wollte hinwandern. Gestern habe ich den Wetterbericht sehr genau studiert und gesehen, dass es ab Samstag erstens kälter, aber auch regnerisch wird. Und obwohl ich dringend mal einen sehr produktiven Arbeitstag einlegen wollte, verschiebe ich das dann doch lieber auf einen Tag, an dem es nicht 21 Grad mit strahlend blauem Himmel hat.
Ich starte am Praia das Macas und folge den Klippen einfach bis ich am westlichsten Punkt Europas ankomme, das merke ich dann schon. Obwohl mir mein Handy sagt, dass es nur eine zweieinhalb stündige Wanderung sein soll, war sie dann doch ziemlich anstrengend. Die Klippen sind ragen nämliche wie riesige Zehen ins Meer und wenn man es auf eine der Felszehen hochgeschafft hat, muss man meistens wieder ganz hinunter klettern, bevor es wieder hoch auf die die nächste geht. Es ist anstrengend und die Sonne ist mir fast etwas zu viel, aber es ist so schön, ich will mich nicht beschweren. Oben auf den Klippen hören sich die Wellen meistens dumpf an, aber manchmal kommt ein lautes Krachen auch bis nach oben, dass es sich anhört, als würde ein Riese langsam und kraftvoll klatschen. Dann ist ein Welle schon eingestürzt, bevor sie es überhaupt in Strandnähe geschafft hat.
Zwischendrin verlaufe ich mich kurz und finde mich in heftig kratzenden Büschen wieder, die aber als Wiedergutmachung ganz viele Eicheln tragen. Ich nehme welche mit, als kleine Waldmännchenexkursion. Ich gehe zurück und finde den richtigen Weg, muss aber kurz darauf anhalten, weil meine Schuhe volle Sand sind. Kurz ärgert mich, dass ich so oft Pause mache, um zu Frühstücken (das war richtig toll!), um zu trinken, um eine Jacke auszuziehen, später brauche ich aber einen Schal und dann eben weil im Schuh ein Haufen Sand ist. Aber ich denke, das war gut. Ich bin zwar nicht mehr wirklich krank, aber es langsam anzugehen ist auf jeden Fall eine gute Idee.
Als ich ganz, ganz im Westen angekommen bin, war die Attraktion nicht bemerkenswert. Jede Klippe auf der Wanderung war spannender, aber das zeigt mal wieder: der Weg ist das Ziel.
Die reichen SchickiMicki Pärchen, die sich für Selfies schön zum Affen machen, haben mich auch ein bisschen angeekelt, wenn ich ehrlich bin. Ich bin den ganzen Tag durch schönste Natur gelaufen, das hat mich sehr zufrieden gemacht, aber der Wiedereintritt in die Gesellschaft, weniger. Froh war ich aber über die Möglichkeit Wasser und ein Eis, Zitrone und Schokolade, zu kaufen. Alles hat sein Vor- und Nachteile.
Ich mache die Augen zu schaue nach Westen über das weite Meer und fühle mich kurz wie eine Galeonsfigur, als würde ich über das Wasser gleiten auf dem Weg zu neuen Ufern. Der Moment ist schnell vorbei und ich gehe nach Hause.
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Lenja (Montag, 22 November 2021 20:58)
21 grad, Riesenavocados und soo schöne, felsige Klippen! Da kann man ja wirklich ein bisschen neidisch werden! Aber ich glaube ich darf mich nicht beschweren :D
Und ich habe mich sehr über das Foto mit der Halskette gefreut! Steht dir sehr gut! ;)