Endlich wieder Wellen

Es war ein unglaublich schöner Tag. Morgens bin ich für Krankheitsverhältnisse ziemlich früh aufgestanden und habe am Teich ein paar Yoga Übungen gemacht. Seitdem ich entdeckt habe, dass dort auch Frösche wohnen, bin ich da noch lieber. Das Wetter ist ein Traum, die Sonne richtig stark, wenig Wind, ein komplett blauer Himmel lädt mich dazu ein, endlich wieder raus zu gehen. Ans Meer!

Aber zuerst will ich von gestern erzählen, gestern habe ich mich mit den beiden Leuten aus Estland angefreundet. Girka und Robbi (keine Ahnung, ob man sie so schreibt, aber wenigstens mal die Namen gemerkt(Habe sie bei Kniffel ihre eigenen Namen schreiben lassen - richtig ist Kirka und Roby)). Mit Kirka habe ich sowieso schon ein bisschen gequatscht, sie war die, die mir die Limettentropfen gegeben hat. Mit geht es besser, ob es an den Tropfen liegt oder an den 85 Litern Ingwertee, ich weiß es nicht. Aber seit heute ist dieser dumpfe Druck auch wieder von meinen Ohren runter, den man eigentlich immer erst bemerkt, wenn er wieder weg geht. Gestern habe ich Kirka gefragt, ob sie Schach spielt - leider nicht, aber bei Cabo hat sie dann doch gerne mitgemacht und Roby direkt mitverpflichtet. So haben wir ein paar Stunden Feuer Cabo gespielt und dabei Tee getrunken. Wenn ich wieder richtig fit bin, wechseln wir den Tee vielleicht auch wieder mit Wein. Kirka wird vermutlich bis nächstes Jahr hier bleiben, also auch die restliche Zeit hier sein, die ich noch da bin. Das ist schön, bis jetzt haben sich die netten und interessanten Leute, die ich hier kennengelernt habe, direkt ablösen lassen von genauso netten und interessanten Menschen, aber jedesmal wenn jemand geht, den ich langsam ins Herz schließe, bekomme ich Angst, dass der Ersatz doof sein könnte. Also ist Kirka jetzt meine Konstante. Roby ist auch nicht zu verachten, er geht aber schon am 19. zurück nach Estland.

Heute bin ich also wieder zum Meer gelaufen und dann zum ersten Mal auch ein etwas längeres Stückchen am Meer entlang, bis ich zu einem richtig langen, schönen, von Klippen gesäumten Strand gekommen bin. Die Wellen, die ich schon die ganze Zeit so gigantisch fand, haben heute noch einen drauf gesetzt. Heute waren sie so hoch wie kleine Häuser und so wild wie ich, als ich klein war! Ich komme noch sehr schnell aus der Puste im Moment, aber das habe ich gar nicht gemerkt, weil ich sowieso nach ganz wenigen Schritten immer angehalten habe, um wieder auf die Wellen, auf dieses wunderbare, brodelnde Meer zu schauen. Es schlägt mit lautem Krachen gegen die Klippen und die Luft ist voll von ganz kleinen Meerestropfen, die man zwar auf den Fotos als Nebel wahrnimmt, aber sonst erst bemerkt, wenn man sich die Lippen leckt. Jetzt gerade ist mir sehr bewusst wie unheimlich viel Meer es gibt, denn schaut man weit hinaus, sieht man, dass diese Riesenwellen, plötzlich gar nicht mehr so groß sind, im Vergleich zum Meer, das geht bis zum Horizont und meistens auch noch weiter.

Ich habe mich am Ende des Strands wieder von einem Uber nach Hause fahren lassen. Diesmal war es eine Frau mit Tesla, die mich abgeholt hat, extrem freundlich und ich bin dankbar. Alle ihre männlichen Kollegen haben mich immer wieder sitzen lassen, weil es ihnen vermutlich zu weit draußen war. Zum Dank lasse ich ihr auch noch etwas Sand im Auto, aber ich versuche das mit Trinkgeld auszugleichen!

Jetzt sitze ich am großen Tisch und merke, dass ich demnächst mal ein Foto vom Inneren des Hauses machen sollte. Vielleicht auch eine kleine Karte, ich will das alles für die Ewigkeit mitnehmen, also meine Ewigkeit, bis ich irgendwann einfach verpuffe.