Krank bin ich immer noch, aber heute ging es bergauf. Marti, das ist der tolle Name der New Yorkerin, schreibt mir und fragt mich, wie es mir geht und ob ich etwas brauche. Ich verlasse das Bett und treffe in der Küche auf sehr hilfsbereite Menschen, die alle Anteil an meinem Leid nehmen. Eine nette skandinavische Frau, bietet mir etwas von ihren Lime-Tropfen an, die man in den Tee machen kann, das soll beim Schnupfen helfen. Auch wenn ich irgendetwas brauche, soll ich einfach Bescheid sagen. Sie hat einen unglaublich netten und zugewandten Charakter, das tut mir gerade sehr gut.
Später sitze ich etwas draußen in der Sonne und blättere mein Skizzenbuch durch, als die Frau aus Belgien (leider merke ich mir offenbar nur, wo die Leute her sind, aber nie ihre Namen), sich hinter mich stellt und mir sagt, dass sie die Zeichnungen richtig toll findet. Sie schaut sich das ganze Buch an und ruft ihren Freund, einen riesigen Mann aus Deutschland (Namen?), damit er sie sich auch anschauen kann. Sie fragen mich, was ich studiert habe und was ich damit mache. Ich erzähle ein bisschen von meinem Kinderbuch und freue mich, dass sie genauso, wie die anderen vor ein paar Tagen, direkt Zugang zu meinen Zeichnungen haben. Das tut mir richtig gut!
Ich frage sie, was sie macht und sie erzählt, dass sie Lifecoach ist und dass sie Menschen hilft, Selbstbewusstsein aufzubauen. Und auch wenn ich schon oft gedacht habe, dass Lifecoach ein komischer Beruf ist und eigentlich nur komische, narzistische Leute anzieht, muss ich zugeben, dass die Art und Weise, wie sie mit mir über meine Zeichnungen gesprochen hat, mir sehr gut getan hat und auch mein Selbstbewusstsein ein kleines bisschen gepusht hat. Sie wirkt sehr unbeschwert und in sich ruhend, dabei aber auch umsichtig und zugewandt. Wenn sie ein paar anderen Menschen, diese Art des Selbstbewusstseins beibringen kann, dann bin ich ganz dafür.
Sie machen sich Nudeln und bieten mir wie selbstverständlich an, mir eine Portion mitzumachen. Ich lehne erst ab, weil es mich schon wieder ins Bett zieht, aber der Riese meint, dann kann ich mir ja später einen Teller machen. Stimmt, ich bedanke mich und wundere mich, wie freundlich und hilfsbereit heute alle waren. Auch die Vögel sind heute eine Freunde, trällern ihre Herbstlieder und freuen sich, wie ich, über die Sommersonne.
ich habe eine halbe etwas angedatschte Birne, die ich selbst nicht essen will und gehe damit in die Richtung, aus der ich Schweine gehört habe. Es gibt immer ein, zwei junge Schweine, die sich aus dem Gehege mogeln. Aber was entdecke ich stattdessen - zwei Wildschweine oder eher Wildschweinchen - eine Mischung aus Wild- und Hausschwein, ziemlich klein und ungefährlich für Menschen. Aber ein Huhn haben sie sich hier wohl schon einmal geholt. Sie sehen mich und alle Borsten stehen ihnen zu Berge, aber ich biete ihnen eine Birne an und das scheint sie zu besänftigen. Trotzdem machen sie sich ganz schnell aus dem Staub, als die Birne gegessen war. Sie sind hier unerwünschte Gäste.
Marti erzählt mir von dem Tattoo, dass sie sich vielleicht stechen lassen möchte und ob sie mich dazu konsultieren kann. Klar!
Sie wird sich ab morgen ein Auto mieten und wenn sie dann Erkundungsfahrten durch Sintra macht, kann ich gerne mitkommen. Das ist toll! Zu Fuß ist es wirklich nicht ganz so einfach hier.
Alles in allem ein schöner, aufmunternder, sozialer Tag, auch wenn es ein weiterer Krankheitstag war.
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Lenja (Sonntag, 14 November 2021 21:32)
Hi Marlene! Ich bin erst heute dazu gekommen in deine Geschichten rein zu schauen und ich finde sie super schön! Ich wollte sie mir erst ein bisschen einteilen, habe dann aber doch alle "gebinched" :D
Ich mag deine Art die Dinge zu beschreiben total; habe es im Kopf mal mit meiner Art von Storytelling auf Instagram verglichen und ich finde bei dir spürt man besonders die vielen kleinen Freuden am Reisen. Die kleinen Dinge die unsere Aufmerksamkeit bekommen und dann in der Gesamtheit zur Geschichte des Tages und einem einzigen, komplexen Gefühl werden. Irgendwie so schön ganzheitlich und gleichmäßig... slow & steady. Du merkst, das Schreiben ist nicht meine Art zu kommunizieren aber vielleicht verstehst du ja trotzdem was ich meine! :)