Es ist schon hell, als ich aufwache. Fast hatte ich damit gerechnet, dass ich mitten in der Nacht aufwache. Ich bin gestern gegen 7 eingeschlafen, aber sehr oft wach geworden, weil das ganze Haus extrem hellhörig ist. Ohrstöpsel und Noisecanceling helfen aus, mich hat es nicht besonders gestört. Mal sehen, wie es wird, wenn ich nicht todmüde bin.
Es ist kurz vor 7. Ich gehe in die Küche und mache mir leise einen Tee und überlege, was ich als erstes machen soll. Ich schaue raus - es regnet. Das Aldea Coop Café macht erst um 10 Uhr auf, da will ich frühstücken. Ich gehe zurück ins Bett, trinke Tee und lese ein Buch. Mir fallen immer wieder die Augen zu und schließlich gebe ich nach und schlummere ein.
Erst um halb 11 mache ich mich auf den Weg zum Café und bekomme ein einfaches Frühstück aus einem Käsesandwich, einem Joghurt, einem Stück Obst meiner Wahl (Birne), Capucchino und Himbeerlassi, den sie interessanterweise salzig machen. Immer wieder schlendere ich durch den Laden und sammle langsam einige Grundnahrungsmittel, die ich für meinen Monat hier auf jeden Fall gebrauchen kann.
Wie es mir beigebracht wurde, habe ich den ersten größeren Einkauf mit einem Foto dokumentiert:
Nach dem Frühstück habe ich einfach eine Weile das treiben in dem Laden beobachtet und ein bisschen gezeichnet. Dabei meine Lieblingslieder gehört und mich darüber gefreut, dass ich einfach sitzen und beobachten kann. Das Essen was Mittags an mit vorbeigetragen wird, sieht auch sehr lecker aus und ich freue mich schon auf morgen, dann gönne ich mir auch etwas Warmes.
Ich möchte direkt auch ein bisschen arbeiten, damit sich das von Anfang an ganz normal anfühlt. Glücklicherweise arbeitet am Nebentisch auch ein schweizer Pärchen mit ihren Laptops, da passe ich perfekt rein. Ich mache nichts außer meine Laptop aufzuräumen, dabei aus Versehen mein Projekt zu löschen und die restliche Zeit nur darauf zu warten, dass es wieder heruntergeladen ist. Aber der Präzendenzfall ist gesetzt, Marlene kann im Aldea Coop arbeiten, es wurde ausprobiert und für möglich befunden.
Es regnet nicht mehr. Mit der Erkenntnis, nehme ich alle meine Sachen und bringe sie zurück in mein Zimmer. Danach packe ich meine Ausrüstung fürs Meer ein - Mütze, Schal, RegenWindjacke und natürlich meine Kamera. Die Handyfotos von gestern taugen ja nicht viel. Man hat gar nicht gesehen, dass die Wellen vier Mann hoch waren.
Ich laufe eine andere Strecke und erwische diesmal eine Straße, die einen Fußgängerweg hat. Die Portugiesen fahren tatsächlich sehr brachial auch gerne mal 20 cm an Fußgängern vorbei, da bin ich dann wirklich froh über Bürgersteige. Davon gibt es aber sehr wenig und die Trampelpfade, die es vielleicht gibt, kenne ich noch nicht.
Nach einer dreiviertel Stunde bin ich am Meer. Es ist schön, aber weniger aufgewühlt, als gestern. Und da ich mein Essverhalten ja vom Atlantik abhängig mache, werde ich heute wohl mit Messer und Gabel essen, schade.
Ich stehe oben an einer Klippe an der auch einige Angler ihre vermutlich 50 Meter langen Angelleinen ausgeworfen haben. Der neben mit hat direkt einen erwischt und ich freue mich, dass ich ihn dabei beobachten kann, wie er 3 Minuten wie wild an seiner Angel kurbelt. Ein Stück weiter kann man herunterklettern zu einer kleine Bucht. Unten gibt es gerade ein kleines Amateur-Fotoshooting von einem schwulen Pärchen vor komischem gelben Nebelböllern. Jeder wie er will, aber ich hätte einfach das Meer als Backdrop genommen, aber wenigstens nehmen sie ihren Müll wieder mit.
Ich klettere auf einen kleinen Felsen und esse eine Mandarine mit Tee. Ein Stück weiter steht ein Mann, den ich zuerst für eine Statue gehalten habe, weil er bewegungslos aufs Meer schaut. Auch die nächste halbe Stunde macht er weiter und genießt die Wellen - ich schließe mich ihm im Geiste an und lasse meine Gedanken im Rauschen des Meeres untergehen. Als ich gehe, nickt der Mann mit dem Meerblick mir zu, vielleicht hat er gemerkt, dass ich auch ein Genießer bin. Ich freue mich.
Jetzt sitze ich am Feuer, während sich ein paar andere Bewohner des Hauses im Hintergrund Essen machen. Der schwarzweiße, alter Kater genießt die Wärme genauso wie ich.
Schritte: 10.854
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Lenja (Sonntag, 14 November 2021 20:47)
Sein Essverhalten vom Meer abhängig machen, das ist Mal eine Lebensweisheit!