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Einfach mal wegfliegen

Ich habe noch bis in die Nacht geputzt und geräumt und als ich dann noch Zeit hatte, malte ich eine Pflanzengießanleitung für den Zwischenmieter. Um kurz nach 2 Uhr Nachts bringe ich den letzten Müll schleichend in den Hof, packe meinen Koffer und den Rucksack und laufe zum Bus. Ich bin zu früh, der Busfahrer auch, wie zwei Verschworene, aber ich verachte ihn ein bisschen dafür.

 

Ich komme viel zu früh am BER an, ein unheimlich großes, teilnahmsloses Gebilde. Um 6 fliegen wir erst los, ich bin um 3 am Checkin, aber natürlich stehen schon Leute in der Schlange, wir sind ja in Deutschland.

Der Checkin ist chaotisch, die drei Verantwortlich leicht dämlich, aber vielleicht bin ich auch nur müde. Der Rest klappt problemlos. Es ist noch dunkel als wir abheben und wolkig, aber es wird richtig schön, als die Sonne langsam über den Wolken aufgeht. Ich nicke immer wieder ein. Wenn ich zu mir komme erhasche ich einen Blick auf die langsam erwachende Landschaft, bevor sich wieder eine Wolkendecke über sie legt.

Obwohl ich fliegen sehr genieße, bin ich doch auch immer ein bisschen froh, wenn das Flugzeug wieder auf dem Boden aufsetzt (also mit den Rollen). Ich komme schnell durch den Lissaboner Flughafen und stelle fest, dass die Metro streikt. Ich bin müde und kenne mich nicht aus, also rufe ich mir ein Uber und lasse mich direkt nach Sintra bringen. Ulle hatte mir Taxigeld zugesteckt und es ging genau auf. (Danke!) Realitätsirritierend ist, dass der Flug 80 Euro gekostet hat und das Uber 50 Euro. 

 

Als ich beim Ecoaldeia de Janas ankomme, werde ich zwar von ein paar Leuten sehr nett begrüßt, aber keiner ist für das einchecken zuständig. Ich bin auch hier wieder viel zu früh, da kann man niemandem einen Vorwurf machen. Ein kleiner, übermütig verkuschelter Kater kommt direkt auf meinen Schoß. Diese Art der Begrüßung ist mir sowieso am liebsten. Auch während ich das hier gerade schreibe, sitzt ein alter, schwarzweiser, sabbernder Kater auf meinem Schoß und wärmt mich und meine Seele. 

 

Ich wandel ein bisschen über den Hof. Es riecht nach Kräutern, ich höre Schafe und Schweine im Hintergrund, eine Hahn kräht, die Katzen miauen in sehr lustigen Tonlagen. Ich freue mich. Ein keiner, extrem verkauzter Hund läuft mir immer wieder über den Weg, von dem wird es vermutlich hunderte Zeichnungen geben, wartet es ab.

 

Irgendwann kommt Andrea und kümmert sich um mich. Sie zeigt mir in gebrochenem Englisch, aber sehr, sehr nett, mein Zimmer und das Haus. Es ist romatisch rustikal und riecht nach altem Haus, aber ohne Moder. Bis jetzt gefällt mir das alles gut. Vor allem weil es zu dem romatischen Altertum auch eine Heizung gibt.

 

Danach gehe ich wieder raus und stelle mich ein paar Leuten vor, die mich direkt mit zum Aldea Coop mitnehmen wollen. Ein wunderbares Ladencafe von dieser Initiative hier. Dazu schreibe ich sicher noch einmal einen ganzen Blogpost. Es ist eine sehr gute Mischung aus Unverpacktladen, Biohofladen und Café. Es gibt ganz viel frisches selbstgeerntetes Gemüse, Pilze, Obst, Nüsse, selbstgemachter Käse, Bier, Wolle, Seifen und und und. Hungrig kaufe ich mir ein Brot, einen kleinen Käse, eine Birne, 3 Bananen und eine Zitrone. Zugegeben, die Zitrone war ein Impulskauf. Und dann mache ich mich auf Richtung Meer. Ich laufe eine gute dreiviertelstunde bis ich zu einem kleinen Strand komme.

 

Dieses Meer ist etwas ganz anderes. Riesige, wilde Wellen schlagen auf den Strand ein. Mir wird bewusst, dass ich noch nie am Atlantik war. Ich setze mich auf einen nassen Stein, reiße mir große Stücke aus meinem Brot und beiße einfach in meinen Käse wie ein Barbar. Ich bin genauso ungezähmt wie der Atlantik und ich finde es genau richtig so.

 

Jetzt bin ich zu müde für alles, also gute Nacht und bis bald!

 

 

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