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Ein Garten voller Leben

Heute ist der Teufel los! Meine Mutter weckt mich und sieht ein bisschen traurig aus. Sie erzählt, dass die Nachbarskatze eins der vier Amselbabies geholt hat. Ich soll heute bitte im Garten arbeiten und Amselwache halten. Wir haben uns in den letzten Wochen an die Amselfamilie gewöhnt und auch die Amseleltern waren sehr entspannt am Füttern, selbst wenn wir in der Nähe im Garten herumliefen. Abwechselnd flogen die Amseleltern zum Nest und immer wenn sie im Efeu verschwanden, hörten wir das Zirpen der Amselkinder. Zirpen klingt eigentlich zu lieblich, sie haben herumgeschrien. Hier, hier, hier!

 

Ich stehe auf und setze mich mit meinem Laptop in den Garten. Obwohl ich gerne länger geschlafen hätte, will ich unsere Amselfamilie unbedingt beschützen! Jetzt sitzt nur noch ein Amselkind im Nest - das Nest hängt schief - wir machen uns Sorgen. Sind die anderen herausgefallen? War die Katze schon wieder da? Und dann entdecken wir sie. Ein Stück weiter im Gebüsch raschelt es und eine ungeschickte kleine Amsel versucht von Ast zu Ast zu flattern. Die Katze hat wohl die erste Flugstunde gestört. 

Wer Katzenbesitzer ist und die Vogelpopulation schützen möchte, kann darauf achten, dass die Katzen im Mai und Juni nicht in den Morgenstunden draußen sind. 

 

Das Nest ist jetzt ganz leer. Die restlichen drei Amselkinder sind unterwegs, die Eltern hüpfen immer wieder um sie herum. 

Während wir hier sitzen und Kaffee trinken und uns unterhalten, fängt unsere Spatzengang plötzlich an herumzuschreien und ein oranges Eichhörnchen rennt durch den Garten auf einen der Sträucher zu. Hier war noch nie ein Eichhörnchen. Was ist heute denn los?

 

Eichhörnchen sind auch kleine Nesträuber und da die Spatzen so ein Radau machen, gehen wir hin und überlegen, ob wir etwas machen müssen. Aber die Spatzengang hat alles im Griff und bedrängt das Eichhörnchen so lange, bis es lieber abtaucht  und  über den Zaun verschwindet. Wie jeder halbwegs normale Mensch, finde ich Eichhörnchen ganz wunderbar. Aber unsere Spatzengang hat das Hausrecht! Sie wohnen hier schon richtig lange und schlafen immer im Wein oder der Glyzinie. Man kann ihnen Abends immer lauschen, wie sie sich gegenseitig von ihren Abenteuern erzählen. 

In den nächsten Stunden beobachte ich fette Hummeln, wie sie in die Mohnblumen tauchen. Wenn es im Vogelhäuschen raschelt, weiß ich, dass die kleine Maus hochgeklettert ist und sich Vogelfutter klaut. Manchmal legen wir ihr eine Erdbeere hinein und sie knabbert glücklich daran.

Wie schön es ist, einen lebendigen Garten zu haben, in dem nicht nur wir glücklich sind, sondern auch ganz viele andere!

Wie habe ich mich gefreut, als ich vor kurzem im Regen eine Weinbergschnecke getroffen habe. Oder wenn wir Abends hier sitzen und dem Geraschel und Gerumpel im Unterholz lauschen, das der Igel veranstaltet, wenn er seine Runde macht. Und wie wunderbar ist es den Vögeln beim Baden in der Wasserschüssel zuzuschauen, die seit den heißen Sommern immer draußen steht. Oder einem Spatz beim Jagen eines Insekts zuzuschauen, wenn sie in der Luft umeinander herumtanzen. Ich wusste vorher gar nicht, dass Spatzen kleine brutale Jäger sind.

Wir stellen den gestressten Amseleltern ein Schälchen mit Blaubeeren hin und sie bedienen sich dankbar. Ein Kind hatte sich nach dem Angriff der Katze 5 Stunden nicht gerührt und keinen Mucks gemacht, erst dann fing es wieder an, leise zu zirpen. Kein Elternteil in Sicht und ich mache mir schon Sorgen. Aber dann kommt doch einer vorbei und findet das Kind. Es bekommt sofort eine Blaubeere und sie machen sich gemeinsam auf dem Weg durchs Unterholz in die Richtung in die schon das Geschwisterchen gehüpft ist. Meine Wache ist zu Ende. Viel Glück!

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