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Barca nonna

Tag 9

Heute morgen einfach losgelaufen - der einzige Plan: Obst kaufen, bei einem der hunderten Obst und Gemüseläden. 
Dann weiter zum Meer (Hafen). Auf dem Weg noch ein Messer und Löffel gekauft (hatte ich vergessen zu packen, schlimm, schlimm) und dann in der Sonne picknicken.
Ich habe echt einen guten Orientierungssinn entwickelt. Nur von dem Spaziergang gestern, kann ich mich schon gut zu Recht finden. Heute morgen habe ich aber einfach an jeder Kreuzung neu entschieden, wo ich hinlaufen will. Das war auch schön - aber nach einer Weile merke ich dann doch, dass Menschen nur eine bestimmte Anzahl Entscheidungen pro Tag treffen können.
Aber ich hatte Glück! Ich fand mich plötzlich in einer Prozession wieder, viele alte Frauen, viele Mütter, ein paar Männer - was für eine Demonstration war es? Ich weiß es nicht, aber ich bin einfach mal ein Stück mit ihnen mit gelaufen. Die Stimmung hat mir gefallen. Gelassener Protest. Schon als ich gestern ankam, war eine Hauptstraße gesperrt für eine Demonstration - Frauentag? Im Gegensatz zu Berlin und Paris ist die generelle Stimmung hier viel politischer - an vielen Balkonen hängen Plakate oder Schleifen, Feminista Graffiti und natürlich auch Kommentare zur Unabhängigkeit Kataloniens. Geladen. 
Auch das hohe Aufgebot an Polizei und Security Menschen ist mir aufgefallen. Und die wichtigen Orte sind alle Videoüberwacht. 
Gaudi ist irre. Irre gut, finde ich, aber nicht immer konsequent in seinen Schöpfungen. Die Fenster wirken irgendwie oft wie Fremdkörper - runde oder tropfenförmige Fenster oder Lichtöffnungen hätten meiner Meinung nach besser gepasst. Oder gebogene. Es sieht manchmal so aus, als hätte man einem “normalen” Haus eine Gaudihülle gegeben. Es hat Spaß gemacht, dieses verrückte Haus zu erkunden. Besonders das Dach und der Unterbau haben es mir angetan. Die Wachen des Hauses - Schornsteine oder Riesen oder Soldaten?
Mir gefällt die Idee jedenfalls, dass auf meinem Dach ein paar Beschützer stehen.
*Sehr guter Audioguide mit angenehm spannender/entspannender Musik.
Vom Dach aus hatte man natürlich einen super Blick über die Dächer - denn Gaudi der Gauner hat die Casa Milà einfach ein paar Meter zu hoch bauen lassen und deshalb gab es richtig Ärger damals. Aber gut für mich - Ich kann jetzt den Blick genießen!
Dafür, dass der Eintritt nicht gerade billig war, ist es schon eine interessante Entscheidung den Aufzug mit Ducktape zu fixieren.
(Shoutout zu Timo!)
Auf dem Heimweg noch an einem anderen Gaudi Haus verbeigekommen. Jetzt liege ich wieder sehr früh im Bett, aber das ist auch gut so. Fühle mich echt bescheiden. Meine Ohren fühlen sich heiß an, sind aber kalt. Eine komische Sache. Statt zu schlafen, schreibe ich ausführlich alles auf. Und schaue eine Dokumentation zu Gaudi an. Leider mehr Blabla und wenig Aha.
Gute Nacht, schlaft gut, denkt an mich und sendet mir weiße Blutkörperchen. Außer die Zukunftsmarlene, die soll die gefälligst behalten und selbst benutzen!
Überhört:
...hat Corona keine Schanse. 
…du musst in die Armbeuge niesen” meinte ein Typ, der kaum sprechen konnte, weil er so unglaublich lustlos am Leben teilnimmt.
Die Deutschen haben nur ein Thema… all die anderen verstehe ich nicht.

Entdeckungen in den Straßen

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