Im Zug nach barcelona
Die Sonne scheint. Ich plane meinen Aufenthalt in Barcelona - Welche Tapas will ich essen, welche “Sehenswürdigkeiten ablaufen. Am liebsten alles zu Fuß! Der Fuß
tut weh und wird irgendwie komisch steif an der Außenseite - vermutlich wegen der Schonhaltung. Trotzdem oder gerade aus Trotz will ich unendlich viel laufen! Natürlich werde ich Pimientos de
Padron essen und sie mit Papas vergleichen.
Mir gegenüber sitzt eine Powerfrau. Sie nimmt Raum ein, visuell und verbal. Kurze dunkle Haare - beinahe getigert mit grauen Haaren durchzogen. Goldener Schmuck,
rote Lippen, orangerote Fingernägel, viele Ringe, etliche kleinen Falten um die Augen. Sie bewegt durchgehend ihren Kiefer in kleinen kreisenden Bewegungen, als würde sie das Patriarchat zwischen
ihren Zähnen zermalmen. Sie niest in ihre Armbeuge, also kann sie nur ein guter Mensch sein.
Der Typ neben mir leider nicht. Der niest sich in die Hände und reibt sie danach, als wäre seine Rotze Desinfektionsmittel. Er stößt meinen Becher um und fängt
ihn auf - mir wäre es lieber gewesen er wäre hingefallen, du Sau.
Die Durchsagen werden immer mit einer angenehmen Tonfolge eingeläutet. Ich frage mich, ob das auch irgendwann auf die Nerven geht. Umso länger ich unterwegs
bin, umso öfter denke ich: Deutschland ist Shit. Der Untergang des deutschen Abendlands liegt nicht an Flüchtlingen oder Europa - es liegt am schlechten Design.
Ich trinke heißes Wasser, weil ich noch keinen Tee gekauft habe. Warum schmeckt heißes Wasser nach mehr, als kaltes?
Kurz nach Sète sind wir durch eine interessante Landschaft gefahren - da könnte ich auf dem Rückweg noch einmal aussteigen und ein bisschen Wandeln.
Ein Vater schläft - hat die Augen zu - die Tochter haut ihm durchgehend ihre kleine Hand ins Gesicht. Er beachtet sie nicht und bald ist es vorbei.
Das Meer! Und die Platzierung der Windräder auf den Kämmen der Berge erinnert mich schon an Katalonien - dabei sind wir noch in Frankreich. So fühlt sich
Vorfreude an.
Du siehst ich lasse meine Gedanken treiben und es ist schön. Jetzt schaue ich raus und halte sie nicht weiter fest.
unbürokratie
Irgendwas ist mit den Zügen. Eine ziemlich alte, sehr präsente Fahrbegleiterin kommt herein, hat einen Pappteller dabei und macht darauf mit einem Kugelschreiber
Strichlisten. Sie beherrscht den Wagen mit ihrer strengen Unbürokratie. Ich freue mich! Die Feminista erklärt dem anderen Interrailer was los ist und ich lausche.
Ich bin sicher - der Zug fährt weiter bis nach Barcelona.
Die Landschaft ist unglaublich. Heute bereue ich rein gar nichts an der Reise und ich saß bis jetzt nur im Zug.
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